Vorbereitungen
Nachdem mein Training weitgehend abgeschlossen und die Testwettkämpfe in Würzburg und Niedernberg absolviert waren, fehlte mir immer noch das Selbstvertrauen für mein selbstgestecktes Ziel: eine Sub9-Zeit. Erst als die Zeitung in der Woche vor dem Rennen für eine Vorberichterstattung nach meinem Ziel fragte, habe ich mich dann selbst unter Druck gesetzt – auch wenn ich in dem Moment, in dem ich das sagte, selbst nicht dran geglaubt habe. Von meiner Bestzeit (9:11h, Frankfurt 2014), wo ich ein optimales Rennen hatte, nochmal über 10 Minuten abknapsen bedeutet, auf ein neues Leistungslevel kommen.
Als ich zu Hause mein Bike nochmal durchschaute und alles fertig für den Wettkampf machte, hatte ich mich dafür entschieden, auf das Scheibenrad zu verzichten. So wäre ich im Rennen nur mit einem Reifensystem unterwegs (auf der Scheibe ist ein Schlauchreifen, sonst Clincher) und müsste nur für ein System Ersatzmaterial mitführen. Außerdem hatte ich auch alle Wettkämpfe in dieser Saison ohne die Scheibe gemacht.
In Roth
Wir sind Freitagnachmittag in Roth angekommen. Untergebracht waren wir wieder bei der Feuerwehr wo auch meine Kameraden von der Firefighterstaffel aus Neuendorf Quartier gefunden hatten. Danke an dieser Stelle nochmal an die Feuerwehr Roth für die Gastfreundschaft.
In Roth kam ich doch nochmal ins Grübeln, ob die Entscheidung gegen die Scheibe so gut war, vor allem, weil ich mit Sub9 einZiel ausgegeben hatte, für das ich sowieso gewisse Risiken eingehen musste. Also bekamen meine Eltern (die erst am Samstag nach Roth kamen) noch den Auftrag, mir das Scheibenrad von zuhause mitzubringen.
Samstag früh wurde dann das Hinterrad nochmal umgebaut, Schaltung und Bremse nachgestell und während der Vorbelastung geschaut, ob alles richtig funktioniert. Ich hatte dann doch noch das gute Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Auf einen Ersatzschlauchreifen verzichtete ich – wo ich mich jetzt eh schon für die Risikovariante entschieden hatte.
Nach der Radabgabe und der Wettkampfbesprechung haben wir mit den anderen Firefighter-Athleten Nudeln gekocht und waren um 21.00h im Bett – so früh wie noch nie vor einem langen Rennen!
Race Day
Moritz und ich hatten uns entschieden, um 4:30h in Roth aufzubrechen um keine Hektik vor dem Start zu haben. Das bedeutete, dass um 3.45h der Wecker klingelte. Anfahrt und Vorbereitungen in der Wechselzone waren ziemlich unspektakulär. Um 6:20h stieg ich in der ersten Startgruppe in den Kanal. Auf große Einschwimmrituale habe ich gänzlich verzichtet – Tag wird ja noch lang.
Schwimmen
Gestartet bin ich ziemlich in der Mitte des Kanals, weil ich mir da den besten Wasserschatten erwartete. Die Positionskämpfe waren dann aber doch ein bisschen heftiger als erwartet, Da ich darauf keinen Bock hatte, bin ich erstmal an den Rand geschwommen – in Roth ist das ja relativ einfach möglich. Allerdings war es nicht so einfach von dort wieder ins Feld rein zu kommen, weil jeder am Rand des Feldes seine Vorderfüße hart verteidigte. Ich bin am Rand einer Gruppe mitgecruised und im Wasserschatten der Gruppe hat sich das fast etwas zu entspannt angefühlt. Noch vorne schwimmen wäre aber nicht möglich gewesen – Wasserschatten macht echt viel aus. Also lieber in der Gruppe bleiben, Körner sparen und meinen Supportern am Kanalufer zuwinken 🙂
Erst auf den letzten Metern 1000m kamen dann schnelle Schwimmer aus der 5 Minuten später gestarteten Gruppe und ich habe mich dann immer für ein kleines Stück bei denen hinten reingehängt und bin so doch noch von meiner Gruppe nach vorne gekommen – das hat ganz gut funktioniert. Dementsprechend hatte ich mein Schwimmtempo auch erst auf dem letzten Kilometer intensiviert – von der Einteilung war das so wohl ganz gut.
Beim Wechsel war ich diesmal recht schnell – Learning aus den Testwettkämpfen. Im Wechselzelt nur den Neo abstreifen und in den Beutel – Laufuhr und Startnummer wurden auf dem Weg zum Bike angezogen.
Radfahren
Auf dem Rad wurde zunächst mal die Handbremse angezogen (zumindest gefühlt). Trotzdem wurde ich nicht überholt, habe allerdings ein paar Schwimmer, die 5 Minuten nach mir gestartet waren und vor mir aus dem Wasser kamen wieder eingeholt. Es war sehr wenig Wind und insgesamt war in der ersten Runde bis Greding eine recht einsame Radfahrt. Am Gredinger Berg bin ich dann auf eine Gruppe aufgefahren, von der ich mich aber auch nicht richtig lösen konnte. Insgesamt wurde sehr fair gefahren – hier scheinen die harten Draftingstrafen (5Minuten Zeitstrafe + Bonuskilometer beim Laufen) wirklich Wirkung zu zeigen.
Am Solarer Berg habe ich dann eine ganze Reihe meiner Supporter wieder gesehen. In der ersten Runde macht es schon richtig Bock da hoch zu fahren, weil da noch keine langsame Athleten vor einem sind – trotzdem ist volle Konzentration erforderlich.
Zu Beginn der zweiten Radrunde wurde es dann richtig voll auf der Strecke, weil immer nach langsamere Einzelstarter und die flotteren Staffelfahrer auf ihre erste Runde starteten. Insbesondere mit der zweitgenannten Spezies wurde es etwas problematisch, weil da viele in einem ähnlichen Tempo wie ich unterwegs waren.
In der langen Flachpassage Richtung Greding habe ich dann langsam mein gefühltes Wettkampftempo aufgenommen. Natürlich sieht man hinterher in der Auswertung, dass die Leistungsabgabe ziemlich konstant war, aber die gefühlte Anstrengung ist dazu nicht kombatibel. Im Gredinger Berg habe ich dann auch angefangen, immer mehr Fahrer aus meiner Startgruppe zu überholen – ein gutes Zeichen, wenn das im letzten Drittel der Radstrecke passiert.
Beim zweiten mal Solarerer Berg war es dann richtig voll dort – sowohl was Zuschauer als auch Fahrer auf der Strecke anbelangt. Bei der dritten Durchfahrt durch Eckersmühlen darf man dann Richtung Roth abbiegen – ab da war dann wieder richtig viel Platz. Auf dem letzten Stück habe ich dann etwas die Beine hochgenommen so dass ich nicht völlig blau in den Marathon starte. Radzeit war mit 4:44:xx aber auch deutlich schneller als ich erwartet hatte – hätte eher mit einer Zeit um 4:50h gerechnet.
Zur Verpflegung auf dem Rad: Ich hatte dieses mal zwei 0,5l Flaschen mit insgesamt 15 Gels (eine mit 6 Gels im BTA-Halter und eine mit 9 Gels für die letzten 3 Radstunden hinter dem Sattel). Während der ersten zwei Radstunden hatte ich also kein Wasser an Board und habe nur direkt in den Verpflegungsstellen Wasser aufgenommen. Nach zwei Rennstunden war die erste Gelflasche leer und ich habe dann im hinteren Halter auch Wasser mitgenommen – hätte ich aber gar nicht gebraucht … Wasser nur in den Vepflegungsstellen zu trinken hat einwandfrei funktioniert. Die Ernährungsstrategie war also wie sonst auch, nur diesmal auf zwei Flaschen verteilt.
Laufen
Der Wechsel ging für meine Verhältnisse wieder recht flott. Ich hatte im Wechselzelt nur vergessen, meine Schnellverschlüsse zuzuziehen, so dass ich nochmal kurz anhalten musste und alles festzurrte. Mit meiner Radzeit wusste ich zumindest schon mal, dass ich zu diesem Zeitpunkt auf meine eigentliche Wettkampfplanung einen Puffer von gut 10 Minuten für mein Sub9 Ziel hatte – gutes Gefühl, wenn man in den Marathon startet und weiß, man muss jetzt nichts mehr aufholen.
Angelaufen bin ich dann mit einem Tempo um 4:10min/km. Eigentlich hätte ich erwartet, bei dem Tempo recht schnell viele Läufer einzusammeln, aber das Gegenteil war der Fall. Durchgang für die ersten 10km war bei ca. 41:30 Minuten. Kurz vor der ersten Wende wurde ich dann überholt und hab mich an den Kollegen rangehängt. Ich fragte dann auch ob wir nicht ein Stück zusammen laufen wollten – wurde bejaht. Es schloss dann noch ein Läufer auf, den ich zuvor schon eine ganze Weile vor mir gesehen hatte, aber der wohl mal kurz zum Boxenstopp anhalten musste. Bei km 18 habe ich diese Allianz dann verlassen – Tempo war mir ein bisschen zu hoch und ich war auf dem besten Weg, über die Klinge zu springen. Genau, das ist einem der beiden anderen kurze Zeit später dann auch passiert.
Als ich kam zum zweiten Mal an die Lände kam und merkte, dass sich leichtes Seitenstechen anbahnte und auch der Energieakku langsam leer wird, entschied ich mich in der Verpflegung kurz zu gehen und ordentlich Cola zu tanken. Beim wieder antraben, habe ich dann mal gerechnet und gesehen, dass für mein Zeitziel ab jetzt ein 5er Schnitt reicht. Um das Risiko zu minimieren, wurde bis zur nächsten Wende ein Tempolimit von maximal 4:30min/km ausgerufen. Daran habe ich mich von km25 bis ca. km35 dran gehalten. Wahrscheinlich habe ich mich in dieser Zeit wieder etwas erholt, so dass ich beim dritten Durchgang Lände dann das Tempo nochmal anziehen könnte – mir war dann auch klar, dass jetzt nichts mehr anbrennt. Bis zum Ziel konnte ich dann noch einige Platzierungen gut machen. Dieser Teil des Rennens hat mir irgendwie am meisten Spaß gemacht: Wenn man weiß, man erreicht sein Ziel und fühlt sich dabei körperlich noch fit – unbezahlbar!
Im Ziel
Beim Einlauf in den Zielkanal habe ich dann alle abgeklatscht, die mir eine Hand hingehalten haben – das hat echt Spaß gemacht! Weniger Spaß gemacht, hat mir dann, dass ich im Ziel nach einmal durchatmen von Felix Walchshöfer höchstpersönlich am Handgelenk gepackt und aus dem Weg gezerrt wurde, damit ich nicht im Bild bin, wenn die dritte Frau einläuft – passt aber zu 100% in mein Bild, das ich vom Roth-Chef habe! Trotzdem hab ich mich dann erstmal richtig gefreut, mein Ziel sogar noch deutlich unterboten zu haben.
Hier meine Ergebnisse im Überbick:
Challenge Roth 3,8 km Schwimmen T1 180 km Radfahren T2 42 km Laufen Gesamt |
21. (AK 2.) 1:00:29 (Ø 1:35 min/100m) 0:01:45 4:44:37 (Ø 37,9 km/h) 0:01:25 3:00:28 (Ø 4:17 min/km) 8:48:45 |
Folgende Berichte sind in der Presse vor und nach dem Rennen erschienen: